vocals, guitar, slideguitar, harp
geboren 1958 in Wien,Autodidakt. Gründete 1977 die Mojo Bluesband. Intensive Beschäftigung mit der Bluesmusik, Tourneen durch ganz Europa und den USA und schließlich die Zusammenarbeit mit zahllosen internationalen Stars formten sein musikalisches Können.
Durch den überzeugenden gefühlsbetonten und mitunter sehr launigen Vortrag sowohl traditioneller als auch selbstgeschriebener Bluesstücke vermag er das Publikum stets in seinen Bann zu ziehen.
Als am 16. Dezember 1999 in den ehrwürdigen Räumlichkeiten der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich an Erik Nikolai Trauner verliehen wurde, war dies alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Dass ausgerechnet in einer von "Hochkultur" - was immer das auch sein mag - geprägten Republik wie der Österreichischen ein Künstler des Blues zu staatlich inszenierten Ehren gelangt, mag zunächst nämlich verwundern.Dieses Erstaunen legt sich aber bald, erfährt etwas mehr über den Geehrten.
Erik Nikolai Trauner ist nämlich prädestiniert dafür, als unermüdlicher Wanderprediger des Blues - zwischen Europa und den USA - auch "weltliche" Anerkennung zu erlangen.
Vielseitigkeit als Markenzeichen
Geboren am 4. Mai 1958 in der Wiener Josefstadt - der er bis heute treu geblieben ist - ist sein Weg zum Ausnahmemusiker keineswegs vorgezeichnet. Im Gegenteil: Ein Vierer "mit Mahnung" in Musik läßt kaum die künftige Karriere erahnen. Vom Vater, einem Maler und Graphiker, nimmt er das Interesse an Graphik und Modellbau mit und greift erst mit 16 Jahren zur Gitarre. Mit der ihm eigenen Konsequenz und Bestimmtheit eignet er sich autodidaktisch jene Fähigkeiten an, die ihn schließlich drei Jahre später gemeinsam mit Joachim Palden zur Gründung der legendären Mojo Blues Band bewegen. Zu dieser Zeit greifen im verschlafenen Wien neben Erik Trauner nur noch Al Cook und Hansi Dujimic zur bluesgefärbten Slidegitarre. Der hochsensible Musiker gibt sich dabei nie mit Erreichtem zufrieden, entwickelt sich auch aus seiner ständigen Selbstkritik stets weiter. Ein Markenzeichen wirklicher Kreativität. Bezeichnenderweise lebt Trauner diese Kreativität nicht "nur" in der Musik aus, denn er ist als akribischer Schöpfer wunderbarer Dioramen ebenso tätig wie als Grafiker, Fotograf, Cartoonist und launiger Geschichtenerzähler (letzteres ist wiederum eine der Eigenarten des Blues).
Begegnungen
Als Musiker hat Erik Trauner sowohl solo als auch im Rahmen der Mojo Blues Band mit einer Unmenge an Künstlern zusammengearbeitet, die ihresgleichen sucht. Es gibt wohl kaum eine zweite Bluesband, die mit einer derartigen Vielzahl an Musikern auf der Bühne und im Studio stand. Namen wie Dana Gillespie, Axel Zwingenberger, Katie Webster, Johnny Shines, Joe Carter, J.B. Hutto, Eddy Clearwater, Charlie Musselwhite, Big Jay McNeely, Little Willie Littlefield, Champion Jack Dupree, A.C. Reed, Willie Kent, "Big Mojo" Elem, Timothy Taylor, Taildragger, Red Holloway, Louisiana Red, Jimmy Anderson, Johnnie Allan, Floyd McDaniel, Big Wheeler, Doug Jay, Larry Dale oder Bob Gaddy sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Besonders geschätzt wird Erik Trauner von diesen Musikern für sein Einfühlungsvermögen und sein hohes Können. Angesprochen auf Erik Trauner und die Mojo Blues Band meinte Red Holloway zum Beispiel: "Wenn sie nicht spielen könnten, würde ich mit ihnen nicht auftreten. Sie sind wirklich gute Musiker! Sie haben einen guten "down home" Mississippi-Arkansas-Stil. Ich habe viele europäische Bluesmusiker getroffen, die versucht haben, wie die alten Vorbilder zu klingen, und denen es nicht gelungen ist. Erik Trauner hingegen klingt absolut authentisch."
Essenz des Blues
Trauner ist im Chicagoblues ebenso Zuhause wie in der zydeco- und cajungeschwängerten Tradition Louisianas, wer erinnert sich nicht an den Megahit "Rosa Lee". Aber auch in der Country- und Western-Musik fühlt er sich wohl, etwa mit den von ihm 1997 gegründeten Honky Tonk Playboys. Schließlich darf es auch Gospel sein, zum Beispiel mit Sister Shirley. An Intensität ist Trauner vor allem auch solo nicht zu überbieten. Zahllose Liveauftritte in Clubs und auf Festivals lassen die ZuhörerInnen regelmäßig mit (vor Staunen) offenem Mund zurück (nachzuhören auch auf der Solo-CD "Up Slide Down"). Dabei geht es ihm nicht darum, möglichst detailgetreu die Altmeister des Countryblues zu imitieren, sondern er hat längst seinen eigenen Stil und Platz gefunden. Konsequenterweise stammt mehr als die Hälfte seines Repertoires aus eigener - mitunter recht spitzer - Feder. In guter Tradition der Songster verbindet Erik Trauner seine Soloauftritte mit humorvollen Ansagen und Geschichten, bietet damit über die Songs hinaus kurzweiliges Entertainment. Somit ist er einer jener Handvoll an Bluesmen, die auch den Spaß an und mit dieser wunderbaren Musik nicht zu kurz kommen lassen. Im Vordergrund steht nicht die Sterilität der technischen Perfektion sondern die Emotionalität des Reduzierens und Weglassens, schlicht: die tiefere Essenz des Blues.
( Dietmar Hoscher )